‘Sag mir, wie dein Projekt anfängt und ich sag dir, wie es endet’
Ein interessanter Titel, den ich vor kurzem im Zuge einer Präsentation über „Projekterfolge und Projekt-Misserfolge“ gehört habe. Ein Thema, das schon oft behandelt wurde und zahlreiche Studien, deren Ergebnisse einen äußerst interessanten Aufschluss geben: Über 80% aller Projekte werden im Schnitt nicht erfolgreich abgeschlossen. Ein Grund, sich ein wenig intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen.
„Von 8300 untersuchten Projekten wurden über 80% nicht erfolgreich abgeschlossen“ (iX 4/2000, Seite 175). Hier eine genauere Aufschlüsselung dieser Zahlen:
- 16,2% der Projekte waren erfolgreich
- 57,7% der Projekte waren nicht erfolgreich
- 31,1% wurden abgebrochen
Dabei haben 53% der Projekte ihr Budget um mehr als 50% überschritten und 4,4% der Projekte sogar um 400%!
Natürlich muss man sich hier auch die Frage stellen, wann man ein Projekt als erfolgreich abgeschlossen sieht und welche Kriterien ein derartiges Projekt zu erfüllen hat. Ein Punkt ist laut Standish Group auf jeden Fall sehr unwahrscheinlich: Je im Leben einem Typ-1-Projekt zu begegnen oder es zu leiten.
- Typ 1: Projekt abgeschlossen. Im Zeitrahmen, im Kostenrahmen, mit geforderter Qualität
- Typ 2: Projekt abgeschlossen. Teurer als geplant, länger als geplant, geringere Qualität als gefordert
- Typ 3: Projekt abgebrochen
Diese Zahlen führen natürlich zu der Frage, was eigentlich die Gründe für Projektmisserfolge sind. Wie man einem möglichen Misserfolg entgegenwirken kann und ob man womöglich einen bestehenden Softwareentwicklungsprozess falsch lebt. Nach einer intensiveren Recherche gelangt man auf interessante Studien der Standish Group, die etwas mehr Licht in die Sache bringen.
Die Studie der Standish Group schlüsselt dabei alle Gründe für Projektabbrüche auf. Wie die Grafik zeigt, sind rund 41% der Gründe darauf zurückzuführen, dass keine Benutzer in den Entwicklungsprozess integriert wurden oder Anforderungen falsch bzw. gar nicht erhoben wurden. Dinge, die man vermeiden kann. Und zwar mit einem gelebten Usability-Engineering-Prozess.
Die im Usability Engineering Prozess definierte „Analyse-Phase“ beinhaltet wissenschaftliche Methoden, um Anforderungen richtig zu sammeln, zu dokumentieren und richtig aufzubereiten. Im Rahmen der so genannten Nutzungskontextanalyse werden die Anforderungen, die letztendlich die Funktionalität und das Aussehen der Applikation beeinflussen, gesammelt und fließen in weiterer Folge in die Entwicklung des Produkts mit ein.
Selbst mit geringem Aufwand kann man also unter Anwendung einer Nutzungskontextanalyse den Erfolg eines Projekts erheblich beeinflussen. Natürlich bietet der Usability Engineering Prozess in weiterer Folge zahlreiche andere Methoden, um eine hohe Qualität des Produkts zu gewährleisten und Benutzerzufriedenheit zu garantieren.